Lehm entsteht als Verwitterungsprodukt der Natur und besteht aus Sand, Schluff (Quarzmehl) und Ton. Ausgangstoffe dieser Verwitterung sind in der Hauptsache Feldspate, also Mineralien der Urgesteine (Granit besteht z. B. aus Quarz, Feldspat und Glimmer.)
Minerale im Ton geben dem Lehm seine individuelle Farbe: Eisenhaltiger Ton ist rötlich, kalkhaltiger gelb, manganhaltiger braun usw. Viele Tone haben von allem etwas und keine reine Farbe.
Ist der Ton sicht- und fühlbar mit Sand vermischt, so heißt dieses Gemenge Lehm. Die Grenzen zwischen Ton und Lehm sind erklärlicherweise verwischt. Nur die tonigen Anteile sind die bautechnisch wirksamen, klebekräftigen Bestandteile des Lehms. Die Sandkörner haben keine bautechnisch wirksame Bindekraft, sie sind jedoch notwendige Füllstoffe, denn mit reinem Ton kann man genausowenig bauen wie mit reinem Kalk oder Zement.
Da die Tonmineralien bei der Wasseraufnahme aufquellen und beim Abtrocknen schwinden, bekommt Lehm mit einem zu hohen Tonanteil ("fetter Lehm") beim trocknen Risse, Lehm mit einem zu hohen Sandanteil ( "magerer Lehm" ) wird zu bröselig und haftet nicht am Untergrund.
Um die Rißbildung zu vermeiden, bzw. möglichst gering zu halten, werden dem Lehm oft Zuschlagstoffe wie Stroh, Häcksel, Tierhaare u. ä. beigesetzt. Dies bewirkt gleichzeitig eine Wärmeisolation und Wärmespeicherung.
Lehm bindet nicht chemisch ab, er erhält seine Festigkeit allein durch das Abtrocknen. Dadurch lässt er sich auch von einem Laien sehr gut über einen langen Zeitraum verarbeiten. Selbst nach der Durchtrocknung läßt sich Lehm durch Wasserzugabe wieder neu formen . Lehm ist somit jederzeit wiederverwertbar. Lehmkonstruktionen und Bauteile müssen allerdings auch in geeigneter Weise vor Regen und Spritzwasser geschützt werden.
Lehm hat konservierende Eigenschaften: Holz oder Fachwerkwände werden durch Lehm über Jahrhunderte erhalten, dies hängt mit der Feuchte regulierenden Eigenschaft des Lehms zusammen. Er zieht Wasser vom Holz ab und hält sie trocken.
Lehm ist nicht brennbar und Bauteile aus Lehm sind feuerbeständig (Lehmöfen, Lehmputze für Kachelöfen, Kamine etc).
Lehm ist schalldämmend und hat ein gutes Wärmespeicherungsvermögen. Durch sein hohes Gewicht bewirken Lehmwände und in Böden eingebrachter Lehm (Lehmschüttung, Grünlinge) eine hervorragende Schalldämmung. Wohnungen, die in Lehmbauweise ausgeführt wurden sind im Winter warm, im Sommer angenehm kühl.
Lehm bindet Schadstoffe und Gerüche. Die Eigenschaft von Lehm, Gift und Schadstoffe zu absorbieren wird schon seit Jahrhunderten in der Medizin genutzt (Heilerde, Lehmbäder oder Lehmpackungen).
Lehm ist schadstoffrei und hautfreundlich.
Lehm kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, (bis zu neun mal mehr als Gips) und wirkt dadurch als Klimapuffer, der Feuchtigkeit aufnimmt (z. B. im Bad) und sie nach und nach wieder abgibt. So schafft Lehm ein angenehmes Raumklima und schützt vor zu trockener oder feuchter Raumluft.
Lehm ist ästhetisch Lehm spricht uns an: Viele Menschen nehmen Lehmoberflächen optisch und haptisch als sehr angenehm wahr. Lehm hat eine unverwechselbare "natürliche" Ausstrahlung.
Lehm gilt zu recht als der Ur-Baustoff der Menschheit. Nach den Ursprungsmythen vieler Völker wurde der Mensch selber aus Lehm erschaffen. Auf Lehm als Baustoff verlassen sich die Menschen seit Jahrtausenden. Aus gutem Grund: Lehm war fast überall verfügbar, er mußte nicht aufbereitet werden, war leicht zu verarbeiten und ist trotzdem sehr haltbar.
Das größte Lehmgebäude der Welt war die Zitadelle der Iranischen Stadt Bam, die in einem Erdbeben 2003 weitgehend zerstört wurde. Überall auf der Welt finden sich Zeugnisse einer vielfältigen und reichen Lehm-Bau-Kultur.
Dabei unterscheidet man zwischen zwei Grundarten: Dem Traggerippe Lehmbau, bei dem ein Holzgerippe mit Lehm ausgefacht wird und dem Lehm Massivbau den man in Lehmsteinbau, Lehmstampfbau und Lehmwellerbau unterteilt.
Dabei zählt der Lehmsteinbau zu den ältesten überlieferten Lehmbauverfahren. Ähnlich den heutigen Ziegelformaten wurde Lehm in Formen gestampft und anschließend an der Sonne getrocknet. Diese Art des Lehmbaus erlaubte schon ein bis mehrgeschossige Lehmbauten.
Der Lehmstampfbau ist die zweitälteste massive Lehmbauart. Sie wurde schon zur Römerzeit in Südfrankreich ausgeführt. Dabei wird der Lehm in Schichten zwischen eine druckfeste Schalung geschüttet und festgestampft. Diese Art des Lehmbaus erfährt heute wieder in der modernen Architektur eine Renaissance
Beim Lehmwellerbau wird Lehm mit viel Stroh vermengt und zu Häufen aufgeschichtet. Nach einer Abtrockenphase wird dann die Wand aus diesem Haufen ausgestochen. Nach einer weiteren Trocknungszeit wird der nächste Satz von etwa 80 cm aufgesetzt und in gleicher Weise bearbeitet.
Trotz aller Vorteile geriet Lehm als Baumaterial immer mehr in Vergessenheit. "Moderne" Baustoffe wurden mit hohem Energieaufwand produziert und begannen Lehm zu verdrängen. Dabei ist er nach wie vor unersetzlich, dies zeigt sich besonders in der Denkmalpflege: Kein anderer Baustoff kann Fachwerkwände so gut konservieren.
In den letzten Jahren entdeckten immer mehr Architekten und private Bauherren den Baustoff Lehm; kein Wunder, denn heute gibt es viele innovative Produkt- und Anwendungsentwicklungen für den Baustoff Lehm: Von der Lehmbauplatte über Lehmputz und Lehmfarbe bis zum Lehmestrich und Lehmwandheizsystem. Technisch, ökologisch, ästhetisch und baubiologisch ist Lehm auf der Höhe der Zeit. In Zeiten wachsender Allergieanfälligkeiten kommt dem Baustoff Lehm eine immer größer werdende Bedeutung zu.
Kann Lehm im Aussenbereich verwendet werden ?
Lehm ist nicht wasserfest! Länger andauernde Feuchtigkeit vermindert die Festigkeit und führt zu Verwitterung. Lehm muss gegen aufsteigende Feuchtigkeit und Frost durch Horizontalsperren, gegen Regen durch Dachüberstände und Außenputze, Holzverschalungen oder Anstriche geschützt werden.
Sind Lehmputze auch für Küchen und Bäder geeignet ?
In Küchen und Bädern von Einfamilienhäusern können Lehmputze problemlos eingesetzt werden, sofern sie nicht im Spritzwasserbereich liegen. Dort sollte gefliest werden. Beobachtungen zeigen, daß in Bädern die Spiegel nach dem Duschen nicht mehr beschlagen, wenn Wände und Decken - mit Ausnahme des direkten Spritzwasserbereichs - mit Lehmputz beschichtet wurden. In Küchen kommt die Fähigkeit des Lehms zum tragen, die Raumluft zu reinigen und Gerüche zu absorbieren.
Kann man das auch selber machen ?
Lehm eignet sich für den Selbstbau. Im Gegensatz zu Gips, Kalk oder Zement erhält Lehm seine Festigkeit alleine durch Austrocknung. Ungebrannter Lehm lässt sich jederzeit durch Wasserzugabe wieder neu verarbeiten. Das macht die Verarbeitung angenehm und leicht.
Wie sieht es mit Schimmel aus?
Beim Lehmauftrag z.B. als Putz wird sehr viel feuchtes Material aufgebracht. Deshalb sollte auf eine schnelle und durchgehende Trocknung geachtet werden, da es bei zu langsamer Trocknung zur (oberflächlichen) Schimmelbildung kommen kann. Bei mehrschichtigem Putzaufbau müssen die unteren Schichten vollständig trocken sein.
Nach der Durchtrocknung kommen die positiven Auswirkungen von Lehm auf das Wohnklima voll zur Geltung:
Lehm trägt zur Verbesserung des Raumklimas bei, denn er reguliert die Raumluftfeuchtigkeit auf einen Wert zwischen 40 und 60% rel. Luftfeuchte.
Nur zu feuchte Luft (mehr als 70% ) fördert die Schimmelbildung im Raum. Dies wird von einem Lehmputz in der Regel dauerhaft verhindert.